Vor einigen Jahren habe ich einen Artikel geschrieben, der sich mit empfehlenswerten Monitoren für die Bildbearbeitung beschäftigte und der bis heute häufig angeklickt wird.
Die dort empfohlenen Monitore gibt es natürlich nicht mehr und die Firma Quato, von der mein Bildbearbeitungsmonitor ist, hat leider in der Zwischenzeit komplett die Tore geschlossen.
Es ist also Zeit, meine Empfehlung auf einen aktuellen Stand zu bringen.
Warum überhaupt einen speziellen Bildbearbeitungs-Monitor?
Die Grundlagen zu dieser Frage hatte ich in meinem früheren Artikel einmal aufgelistet. Im Wesentlichen geht es darum, dass ein Monitor, mit dem man Bilder bearbeiten möchte, Farben und Helligkeitswerte möglichst präzise und umfangreich darstellen sollte. Das ist bei Monitoren, die man im normalen Büroalltag verwendet nicht der Fall, weil es für die üblichen Tätigkeiten mit Officeprogrammen, aber auch zum Surfen im Internet, Videos anschauen oder spielen nicht notwendig ist. Die Rede ist hier von einem „erweiterten“ Farb- und Tonwertumfang, den sogenannte „Wide-Gamut“ Displays anzeigen können. Diese sind naturgemäß teurer als einfache Bildschirme und wenden sich daher speziell an die Nutzergruppen, die das auch wirklich brauchen: Fotografen, Bildbearbeiter, Grafikdesigner, Druckvorlagenersteller.
Wer sich einmal intensiver mit dem Thema Farbräume und Farbmanagement beschäftigen möchte, sollte sich das Buch „Farbräume und Farbmanagement: Wo AdobeRGB besser ist als sRGB“ von Sam Jost zulegen. Dieses Buch bietet einen leicht verständlichen Einstieg in dieses Thema, bei dem auch Profis oft ins Stolpern geraten, wenn sie es erklären sollen.
Ein durchgehender mit Farbmanagement unterstützer Workflow ist in der professionellen Bildbearbeitung allerdings unverzichtbar, so dass ich nur empfehlen kann, sich damit in Theorie und Praxis auseinander zu setzen.
Und zur Praxis gehört eben ganz besonders der Bildschirm, um den es deshalb im Folgenden geht.
Zwei Monitore, unterschiedliche Preisklassen, gleiche Bildqualität?
Die Firma EIZO hat mir für einen aktuellen Vergleich zwei 27-Zoll Monitore aus der ColorEdge-Serie für die Bildbearbeitung zur Verfügung gestellt. Den EIZO CG277, das Topmodell im 27-Zoll-Bereich mit eingebautem Messkopf und den gerade neu erschienenen EIZO CS270. Beide Monitore sind hardwarekalibrierbar und haben Wide-Gamut-Panels, die den für die Druckvorbereitung häufig relevanten Farbraum Adobe-RGB zu 99% abdecken.
Der CG277 ist das Top-Profi-Gerät im Bereich farbverbindliches Arbeiten und vereinigt die beste Farbwiedergabe mit dem höchsten Bedienkomfort. Es ist ziemlich einfach, so ein Gerät toll zu finden, auch wenn es sich nur die wenigsten Fotografen leisten können oder wollen werden. Ich hatte bei diesem Test aber noch einen Hintergedanken: Ich wollte wissen, wie groß der Unterschied zwischen diesem Monitor und dem neuen EIZO CS270 ist, der preislich erheblich günstiger ist, etwas weniger Komfort bietet, aber dieselbe Bildqualität haben soll. Also genau das, worauf man als preis- und qualitätsbewusster Fotograf und Bildbearbeiter eigentlich aus ist.
Wenn man auf der Webseite von EIZO die Funktion zum Produktvergleich nutzt und die beiden Monitore nebeneinander legt, sieht man, dass die technischen Daten weitgehend identisch sind. Sie unterscheiden sich nur im Stromverbrauch, im eingebauten Messgerät und in der Reaktionszeit bei schnellen Bildwechseln. Außerdem wird der CG277 gleich mit einer Sonnenblende (offiziell „Lichtschutzhaube“) ausgeliefert, die man beim CS270 (mit der Produktbezeichnung CH5) für knapp 200,- EUR zusätzlich kaufen kann (was ich empfehlen würde). Die Lichtschutzhaube habe ich für die Fotos nicht angebracht, arbeite aber an meinem Monitor seit Jahren täglich damit.
Der Preis für den CG277 liegt bei 2290,- EUR. Der für den CS270 bei 1099,- EUR. Das ist weniger als die Hälfte und gleichzeitig ein überraschend günstiger Preis für einen Monitor, der farbverbindliches Arbeiten in der höchsten Qualität verspricht. Vor einigen Jahren musste man da noch weit tiefer in die Tasche greifen.
Die sogenannten Straßenpreise unterscheiden sich nicht stark vom jeweiligen Listenpreis. Den CG277 gibt es bei Amazon etwas günstiger (Link), der CS270 ist wohl noch zu neu und der Preis ohnehin schon ziemlich konkurrenzlos. Die Rezensionen bei Amazon für diesen Monitor überschlagen sich förmlich. Aber mein Test steht ja noch aus…
Der High-End-Monitor: EIZO CG277
Eine interessante Erfahrung durfte ich direkt bei der Inbetriebnahme des Monitors schon machen: Mein altes DVI-Anschlusskabel reichte nicht mehr aus, um die empfohlene Auflösung des Monitors von 2560 x 1440 Pixeln zu übertragen. Da der Stecker derselbe ist, wie bei meinem alten Monitor, dachte ich, ich könnte mir sparen, das Kabel zu wechseln. Das Ergebnis war ein pixeliges Bild und völlig unlesbare Schrift in der hohen Auflösung. Erst als ich das Kabel tauschte, funktionierte es.
Ich muss sagen, der Monitor ist schon ziemlich beeindruckend. Mein Quato ist ja schon ein Schmuckstück und mit 26 Zoll auch groß genug, aber der EIZO legt noch einmal nach. Vor allem, weil bei nur einem Zoll mehr die Auflösung eben noch einmal erheblich erhöht wurde und nun deutlich mehr Information auf den Bildschirm passt. Gleichzeitig sind aber auch die Schriften in vielen Programmen kleiner geworden und ich müsste einiges in meinem Windows umkonfigurieren, um es an die neue Auflösung sinnvoll anzupassen.
Die Arbeit in grafischen Programmen, bei mir hauptsächlich Lightroom, Premiere (also Videoschnitt) und Photoshop ist ein Traum. Die hohe Auflösung in Verbindung mit der hervorragenden Farbwiedergabe macht wirklich Spaß.
Zuerst muss der Monitor kalibriert werden. Da ich ein bereits gebrauchtes Testmodell bekommen habe, hatten das natürlich schon andere vor mir gemacht, so dass sich die Farbwiedergabe nach dem Kalibrieren nicht nennenswert änderte. Das mitgelieferte Kalibrierprogramm namens Color Navigator erzeugte gleichzeitig für mein Windows ein Farbprofil passend zur Grafikkarte. Dass sich die Farbwiedergabe an meinem Arbeitsplatz nicht änderte, ist eher ein Zeichen für die gute Qualität, denn ich verwende ja sonst auch einen hardwarekalibrierbaren Monitor mit dem selben weiten Farbraum und farbechter als farbecht geht eben nicht. Genauso ist also in diesem Fall sehr gut.
Messkopf zum Kalibrieren im Monitor direkt eingebaut
Eine Besonderheit am EIZO CG-277 ist, dass er einen Messkopf für die Kalibrierung direkt im Rahmen des Monitors eingebaut hat. Man muss also keinen Spyder oder einen anderen Messkopf über USB anschließen und an der richtigen Stelle auf dem Monitor platzieren, wie bei den meisten anderen Monitoren. Er kann die Kalibrierung sogar ganz alleine ausführen, z.B. regelmässig nachts. Und dazu muss noch nicht einmal der Computer eingeschaltet sein. Für große Büros mit vielen Arbeitsplätzen sicher ein unschätzbarer Vorteil. Ich kalibriere meinen Monitor mehr oder weniger regelmäßig mit einem externen Messkopf (einem X-Rite i1 Display) und finde das ausreichend komfortabel.
Aber dem CG277 dabei zuzugucken, wie er alles alleine macht, ist schon auch mal schön.
Der neue High-End-Einsteiger: EIZO CS270
Auf den CS270 musste ich eine Weile warten, so dass ich mich mit dem CG277 schon recht gut angefreundet hatte, als der CS270 für den Vergleich eintraf.
Er ließ nahm nahtlos den Platz auf meinem Schreibtisch ein und ich musste noch nicht einmal neue Software installieren, weil ich den ColorNavigator ja schon auf meinem Rechner hatte. Nur einen Messkopf müsste ich diesmal zusätzlich über USB an den Computer anschließen. Von EIZO gibt es hier übrigens eine recht günstige Lösung. Da man die ColorNavigator-Software zum Monitor dazu bekommt, kann man einen Messkopf mit der Bezeichnung EX2 ohne weiteres Drumherum für rund 50 EUR dazu kaufen. Das Gerät ist eigentlich ein Datacolor Spyder, nur eben ohne Software und deshalb so günstig.
Im direkten Vergleich fällt der CS270 etwas zierlicher aus, was überweigend am schlankeren Fuß und dem etwas schmaleren Bildschirmrand liegt. Von vorne kann man die beiden Bildschirme kaum auseinander halten.
Tja, und nach allem vorher geschriebenen fällt der Vergleichstest sehr kurz aus:
Ich finde den CS270 hübscher als den vergleichweise klobigen CG277. In der Bildqualität kann ich ohne großes Suchen keinen Unterschied feststellen und bezweifele auch, dass es bei so großer technischer Übereinstimmung der beiden Bildschirme überhaupt einen Unterschied gibt, den man finden könnte. Ich habe einige Tage mit dem CG277 gearbeitet, nun den CS270 angeschlossen und sehe nahtlos dasselbe wie vorher.
Es ist eben nur kein Messkopf im Bildschirmrand eingebaut, so dass man für die Kalibrierung alle paar Wochen (oder bei mir realistisch betrachtet Monate) das Messgerät aus der Schublade ziehen und für eine Messung anschließen muss. Die Messung dauert übrigens nur wenige Minuten (ich habe nicht gestoppt), auf jeden Fall geht sie deutlich schneller als mit der Software zu meinem alten Quato Monitor.
Fazit
Die Leute bei EIZO wissen schon, warum sie den CS270 im Moment so vielen Fotobloggern zum Testen geben. Dem Hersteller ist ein wirklich guter Monitor zu einem sehr guten Preis gelungen. Für mich kein Grund, meinen Quato in Rente zu schicken. Aber würde ich vor einer Kaufentscheidung stehen, wäre der Eizo CS270 tatsächlich mein aktueller Favorit. Womit ich meine Empfehlung aus dem Jahr 2011 nun erfolgreich aktualisiert hätte.
Danke für diesen hilfreichen Artikel. Ich bin gerade auf der Suche nach einem neuen Monitor 🙂 Perfekt!
Danke für den interessanten Artikel. Welche Lichtschutzhaube für den CS270 verwendet man am besten?
Es gibt bei EIZO im Webshop eine mit der Produktbezeichnung CH5, die auf den Monitor passt. Ob es Fremdhersteller gibt, weiss ich nicht.
Danke für den sehr informativen Beitrag.
Hi, vielen Dank das du dir die Mühe gemacht hast und deine Erfahrung mit uns teilst. Ich bin selber auf der Suche nach einem neuen Monitor und habe mir den CS270 auch schon angeschaut. Ich bin aber auch auf Alternativen gestoßen, die evtl. von euch jemand beurteilen kann.
In dem Fall wäre es ein LG LG 31MU97-B 78,7 cm (31 Zoll) LED-Monitor (HDMI, USB, 5ms Reaktionszeit, 4096×2160 Pixel).
Preislich fast identisch, aber hier sind wir dann bei 4K und 31 Zoll, was ich ehrlich gesagt schon sehr interessant finde.
Kennt jemand von euch diesen Monitor ? Live habe ich ihn noch nicht gesehen, aber laut prad soll er sein Geld durchaus wert sein.
Grüße
Daniel
Hallo Daniel,
ich kenne den LG nicht. Klingt interessant, müsste man in der Praxis aber ausprobieren.
Zielgruppe der beiden oben erwähnten EIZOs sind ja ganz klar Bildbearbeiter, die besonders hohe Ansprüche an die Farbwiedergabe haben. Und die erfüllen sie auch. Nicht zuletzt durch die mitgelieferte Software für die Hardwarekalibrierung und die Streulichtblende.
Der LG positioniert sich mehr in der „Allrounder“-Ecke. Was das heisst… wäre zu testen.
Beste Grüße
Hendrik
Hallo Hendrik,
danke für diesen Vergeich, der war sehr aufschlußreich. Nun habe ich genau den richtigen Monitor für mich gefunden.
Zitat . „Da man die ColorNavigator-Software zum Monitor dazu bekommt, kann man einen Messkopf mit der Bezeichnung EX2 ohne weiteres Drumherum für rund 50 EUR dazu kaufen. Das Gerät ist eigentlich ein Datacolor Spyder, nur eben ohne Software und deshalb so günstig.“
Ich bin im Besitz des Syder 5Pro, kann ich den zusammen mit der ColorNavigator-Software benutzen?
Ich wäre für eine Antwort dankbar.
Gruß Kalle
Hallo Kalle,
schön, dass mein Artikel dir weiter geholfen hat.
Welche Modelle im Einzelnen kompatibel sind, kann ich dir leider nicht sagen. Wenn du es genau wissen willst, wende dich am besten gleich an den Support von Eizo. Oder du probierst es einfach aus und bestellst den Messkopf dann nach, wenn es nicht geht. Im schlimmsten Fall erkennt die Software deinen Spyder nicht. Aber davon geht nichts kaputt.
Viele Grüße
Hendrik