Viele potenzielle Anwender der Bildbearbeitungssoftware Luminar fragen sich aktuell, welches Programm für sie besser geeignet ist: Luminar AI, das neuere Programm mit mehr künstlicher Intelligenz oder Luminar 4, das angeblich nicht mehr so lange gepflegt wird, dafür aber einige Funktionen bietet, die in Luminar AI gestrichen wurden, besonders die Möglichkeit von Ebenen in der Bearbeitung.

Einen eindeutigen Sieger im Vergleich gibt es nicht.

In diesem Beitrag findest du deshalb die wichtigsten Unterschiede in der Gegenüberstellung, und ein Video, in dem ich beide Programme am Bildschirm zeige, ist unten verlinkt.

Ich beginne den Vergleich einmal mit Luminar 4, das schon seit letzten Jahr auf dem Markt ist und laut Hersteller Skylum noch für mindestens ein Jahr Updates für Stabilität und Performance bekommen soll.

Luminar 4 – viele Möglichkeiten und einige Schwächen im Abschluss

Bereits in Luminar 4 sind viele Funktionen mit künstlicher Intelligenz unterstützt. Spektakuläre Effekte wie das Austauschen eines Himmels mit einem Klick oder der Einbau einer künstlichen Sonne inkl. Sonnenstrahlen haben das Programm berühmt gemacht. Daneben ist es aber ein „ganz normales“ Bildbearbeitungsprogramm mit sehr vielen Möglichkeiten, ein Bild im Detail zu entwickeln, Belichtung, Schärfe und Kontraste anzupassen und viele fortgeschrittene Techniken zu nutzen, wie die Arbeit mit Masken, um bestimmte Bildbereiche zu bearbeiten und Ebenen.

Auch eine Bildverwaltung ist eingebaut, über die man seine Bilder in einer Übersicht verwalten, Bilder auswählen, mit Sternchen markieren und sortieren kann. Besonders hier hatte der Hersteller viele weitere Funktionen versprochen, diese aber nicht umgesetzt. Viele Nutzer waren deshalb verärgert.

Auch die Performance, besonders auf Windows PCs (Luminar gibt es in einer Windows- und in einer Mac-Version), liess und lässt bis heute zu Wünschen übrig. Allerdings wurde mit dem letzten Update von deutlichen Verbesserungen berichtet. Es ist also nicht besonders schnell, funktioniert aber doch inzwischen so gut, dass man das Programm gerade Einsteigern in die Bildbearbeitung bis hin zu ambitionierten Hobbyfotografen wirklich empfehlen kann, wenn man erwähnt, dass das Programm nicht sehr schnell ist und es unter Windows manchmal zu Haklern kommen kann. Wenn es läuft, macht es durchaus Spass.

Das größte Problem von Luminar war eigentlich von Anfang an das sehr aggressive Marketing, das eine eierlegende Wollmilchsau zum Schnäppchenpreis versprach, die die Entwickler aber (naturgemäß) nicht liefern konnten. Zum Schnäppchenpreis liess sich aber auch die Software nicht weiterentwickeln. Und so biss sich die Katze in den Schwanz.

Skylum besann sich auf seine Stärken: Zukunftsvisionen für die Bildbearbeitung entwickeln statt etwas mehr oder weniger gut nachzumachen, das andere schon gelöst hatten. Zur Verärgerung vieler bestehender Nutzer wurde ein neues Produkt angekündigt, statt eines Updates von Luminar 4.

Aber wenn du beide Programme noch nicht hast, kannst du jetzt in Ruhe und mit Informationen, die auf Erfahrung basieren, deine Entscheidung treffen.

Luminar AI – neuer und hat mehr künstliche Intelligenz

Die Philosophie von Luminar AI ist noch mehr auf die Arbeit mit Automatisierung und künstlicher Intelligenz (AI) ausgerichtet. Das bedeutet nicht, dass man Bilder nicht mehr selbst im Detail bearbeiten kann. Alle Werkzeuge dafür sind nach wie vor vorhanden und wurden um Funktionen mit künstlicher Intelligenz ergänzt.

So ist es nach wie vor möglich, sehr detailliert, Farben, Kontraste und Schärfe zu bestimmen und mit Hilfe von Masken auf ganz bestimmte Bildbereiche zu beschränken. Genau wie auch in Luminar 4 schon.

Die Oberfläche ist etwas aufgeräumter und sieht „moderner“ aus. Einige Werkzeuge, die künstliche Intelligenz verwenden, kamen dazu. (Einige gab es ja aber auch in Luminar 4 schon.)

Hersteller Skylum setzt nun auf einen empfohlenen Workflow (man muss das aber so nicht machen), der mit einer automatischen Auswahl eines Templates, also einer Vorlage für die Bildbearbeitung durch das Programm beginnt. Das heisst, Luminar macht dem Nutzer Vorschläge, was zum jeweiligen Motiv an Bearbeitung passen könnte. Dabei erkennt die AI, was auf dem Bild zu sehen ist und erstellt sogar eine dreidimensionale Landkarte des Bildes, so dass das Programm weiss, was im Bild weiter vorne und was mehr im Hintergrund des Bildes zu sehen ist. Davon merkt der Anwender zunächst nichts, das macht aber neue Effekte möglich, die in der Bearbeitung zur Verfügung stehen.

Nachdem man also eine Vorlage ausgewählt hat, kann man das Bild möglicherweise schon als fertig betrachten und exportieren. Man kann aber auch in die Bearbeitung mit Hilfe der vielen Werkzeuge einsteigen und das Bild so gestalten, wie man sich das im Details vorstellt.

Die erste Funktion, die die dreidimensionale Landkarte nutzt, heisst „AtmosphereAI“ und erzeugt künstlichen Dunst oder Nebel. Mit einem Regler kann man mehr oder weniger davon einstellen und – das ist der Clou – den Nebel von hinten mehr nach vorne ins Bild wabern lassen. Im Video zeige ich diesen Effekt. Ich liebe ihn!

Weitere intelligente Funktionen gibt es im Bereich der Porträtbearbeitung, die Gesichter und Körper automatisch erkennt und diese über Regler bearbeitbar macht, ohne dass man selbst das Gesicht oder Teile wie Mund oder Augen selektieren muss. Alles geht einfach per Regler. Augenbrauen dichter, Lippen färben, Zähne weissen, etc. Das ging zum Teil in Luminar 4 schon, wurde in Luminar AI aber noch einmal verbessert und erweitert.

Der Haken bei Luminar AI: Um die Performance zu verbessern, über die sich die Nutzer bei Luminar 4 beschwert hatten, wurden einige Funktionen einfach gestrichen, die besonders viel Rechenleistung oder Speicher des Computers belegt hatten.

Deshalb gibt es nun keine Ebenenbearbeitung mehr und Vorschauen von Vorlagen (früher Looks genannt) werden nicht mehr automatisch angezeigt. Einen kleinen Trost bieten sog. lokale Anpassungen, mit deren Hilfe man immerhin noch Belichtung, Farben und Kontraste an verschiedenen Stellen des Bildes lokal bearbeiten kann. Ausserdem kann man immer noch das Bild mit einer Textur oder mehreren überlagern. Aber eine richtige Ebenenbearbeitung ist das nicht.

Update: Mit dem grossen Update 2 im März 2021 wurde die Texturbearbeitung allerdings noch einmal wesentlich verbessert. Jetzt können auch transparente PNG-Dateien verwendet und alle Überlagerungen frei auf dem Bild platziert werden. Damit sind nun auch in Luminar AI wieder kleinere Fotomontagen möglich.

Selbst bei der Bildverwaltung wurden die wenigen Funktionen noch weiter verringert. Es gibt keine Sternchenbewertung mehr und auch die Suche nach Bildern über den Dateinamen wurde entfernt.

Wer das niemals kannte oder das Programm nicht extra dafür anschaffen würde, dem wird das voraussichtlich nicht fehlen. Nutzer von Luminar 4 sind nun aber nicht ganz sicher, ob sie Luminar AI überhaupt verwenden sollten oder vielleicht sogar beide Programme.

In meinem Video zeige ich deshalb einmal beide Programme im direkten Vergleich und zeige Pro und Kontra der beiden Alternativen auf.

Die Luminar 4 vs. Luminar AI Pro- und Contra-Liste

Luminar 4 – Pro

  • grosser Funktionsumfang
  • Bildverwaltung inklusive
  • viele Werkzeuge
  • Effekte wie Himmelaustauschen, Objekte einfügen, künstliche Sonne
  • Ebenen und Masken ähnlich wie in Photoshop und anderen „größeren“ Programmen
  • bereits viele Tutorials, Bücher und Kurse dazu verfügbar
  • kann als Plugin in Photoshop, Lightroom, Photoshop Elements und Apple Foto verwendet werden

Luminar 4 – Contra

  • Updates für Stabilität und neue Kameras nur noch für 1 Jahr (voraussichtlich)
  • keine Funktionsupdates
  • Programmgeschwindigkeit und Stabilität besonders auf Windows PCs schwankt

Luminar AI – Pro

  • bessere Benutzerführung, besonders für Einsteiger
  • intelligente Vorlagen zur Unterstützung
  • bessere künstliche Intelligenz, besonders bei Porträt- und 3-D Bilderkennung
  • schnellere Performance
  • wird weiter entwickelt und bekommt kostenlose Updates mit neuen Funktionen

Luminar AI – Contra

  • im Vergleich zu Luminar 4: keine Ebenen, keine Mehrfachverwendung von Werkzeugen
  • Bildverwaltung nur noch sehr rudimentär, selbst im Vergleich zu Luminar 4
  • Unterstützung als Plugin nicht mehr für Photoshop Elements

Video zum Vergleich von Luminar 4 und Luminar AI

Dieses Video ist eine Aufzeichnung eines live Webinars. Du kannst es als Minikurs auf meiner Seite kostenlos ansehen.

Klick einfach auf das Bild.

Vergleich Luminar 4 oder Luminar AI