Am vergangenen Sonntag war ich im Hafen von Kröslin, um bei Sonnaufgang ein paar schöne Fotos zu machen und ein kleines Timelapse-Video aufzunehmen.
Eigentlich sollte das Video etwas länger werden. Aber bei -15° C hielten die Akkus der Olympus OM-D E-M1 leider nur eine knappe Stunde durch. Gut, dass die Sonne da schon am Horizont aufgetaucht war.
Die bis dahin entstandenen etwa 300 Bilder reichten aber aus, um das Thema Timelapse mal in Adobe Premiere Pro in Angriff zu nehmen. Denn den Film wollte ich gezielt am Rechner erstellen, obwohl die Kamera selber auch eine Funktion mitbringt, bei Timelapse gleich einen Film zu erstellen. Vermutlich wäre die Kamera dazu auch gar nicht mehr gekommen, bevor der Akku aufgab.
Hier also zunächst das kurze Video (es sind nur 18 Sekunden). Dann erkläre ich, wie ich es erstellt habe. Natürlich ist ein Film mit 18 Sekunden ein bisschen kurz. Normalerweise würde ich den Sonnenaufgang in ein längeres Video einbinden. Aber zum Ausprobieren und als Anschauungsobjekt war es hier gut geeignet.
Das Video bitte in HD-Qualität ansehen, damit es Spaß macht und den Ton laut drehen.
Die Bilder habe ich in der Kamera zwar im RAW-Format aufgenommen, aber da sie mir schon so gefielen, wie sie waren, habe ich sie in Lightroom nur direkt in JPG umgewandelt und etwas verkleinert (auf 3000 Pixel Breite).
Nun ging es in Adobe Premiere Pro CC weiter. Um das Folgende zu verstehen, wird vorausgesetzt, dass man schon die Grundlagen von Premiere kennt und weiß, wie man in Premiere ein Projekt für einen Film und eine Sequenz anlegt. Wer ganz vorne anfängt, sich mit Videoschnitt in Premiere zu beschäftigen, findet bei Youtube diverse Tutorials, auch auf Deutsch, wie zum Beispiel dieses (nicht von mir).
Die Bilder in Adobe Premiere zu einem Film zusammen zu kleben, ist im Prinzip einfach. Ich hatte aber ein paar Extrawünsche und wusste noch nicht genau, wie ich dahin komme.
Mein Ziel: Die Bilder zu einem Video zusammen fügen UND darauf Videofilter anwenden, genauer: eine Kamerabewegung simulieren und einen Panoramalook erzeugen.
Prinzipiell habe ich bisher zwei (recht elegante) Möglichkeiten gefunden, in Premiere Fotos zu einem Film zusammen zu fügen:
1. Importieren der Einzelbilder in ein Projekt und automatische Erstellung einer Sequenz aus diesen Bildern. Diese Variante hat den Vorteil, dass die Dauer der Bildanzeige und die Art der Überblendung individuell bearbeitet werden kann.
2. Importieren der Einzelbilder als Bildsequenz, die man dann einfach direkt in die Sequenz in der Timeline ziehen kann. Das Verfahren wird in diesem Video (auf Englisch) gut erklärt.
Variante 2 sah zunächst praktischer aus, weil das Importieren der Bilder als Bildsequenz sehr schnell geht und man anschließend nur eine Sequenz statt hunderte von Fotos in seinem Projekt zu verwalten hat. Allerdings hatte ich dann keinen Zugriff mehr auf die Einzelbilder, was schlecht war, denn ich wollte nachträglich drei Bilder entfernen. Außerdem wollte ich entgegen üblicher Timelapse-Videos keine harten Schnitte zwischen den Bildern, sondern weichere Übergänge und etwas längere Anzeigedauern. Schließlich soll man den Sonnenaufgang auch genießen können.
Also entschied ich mich für den Weg über Variante 1 mit vielen Bildern im Projekt. Der Haken daran: Eine Kamerabewegung, also hier eine Bewegung des Bildes würde sich nicht gleichmässig über alle Bilder erstrecken, sondern immer nur für ein Bild einstellbar sein. Gäbe es nicht die wunderbare Funktion der „Verschachtelung“. Man verschachtelt eine Sequenz, indem man alle Clips (hier also die Fotos in der Timeline) auswählt und dann über das Kontextmenü „verschachteln…“ auswählt. Man erhält dann eine zusammenhängende Sequenz, also genau, was ich in diesem Fall brauchte.
Ich stellte fest, dass ich wesentlich mehr Bilder von der Dämmerung hatte, als vom eigentlichen Sonnenaufgang. Da war mir ja leider die Kamera erfroren. Der erste Teil des Videos war deshalb zu lang, der zweite deutlich kürzer. Ich zerschnitt also die verschachtelte Sequenz in zwei Teile und ließ den ersten Abschnitt schneller ablaufen als den zweiten. Die beiden Teilsequenzen markierte ich und verschachtelte sie (wie oben) zu einer neuen. (Hat noch jemand bis hier gelesen?)
Die neue Sequenz animierte ich mit Hilfe des Bewegungseffektes so, dass das Bild langsam von links nach rechts wandert. Außerdem fügte ich die schwarzen Balken ein (mit der Zuschnittfunktion) und erhöhte die Farbsättigung und den Schwarzkontrast ein wenig (Filter: Schnelle Farbkorrektur).
Nun gefiel mir das schon ganz gut, war aber leider ziemlich kurz. Deshalb habe ich die fertige Sequenz einfach nocheinmal hinten angehängt und lasse sie rückwärts ablaufen, so dass die Sonne quasi wieder untergeht. Wobei sie allerdings von rechts nach links am Himmel wandert, was auf unserer Hälfte des Planeten (Anm.: korr. nach Leserhinweis) nicht so üblich ist. Aber das ist künstlerische Freiheit.
Eine sphärische Melodie als muskalische Untermalung rundet das kleine Video ab.
Ganz einfach, oder?
Dieser Beitrag gehört am Rande zu meinem aktuellen Buchprojekt „Filmen mit der Systemkamera“. Ich bin mir aber nicht sicher, ob ich Timelapse darin mit aufnehmen sollte, weil das doch eine ganz eigene Thematik ist und es dazu auch spezielle Bücher gibt.
auf der Südhalbkugel wandert sie schon von „rechts“ nach links beim Sonnenuntergang. Nur ist die Ostsee nicht im Süden der Erde 🙂
Danke für den Hinweis!