Sternenspuren, also die Bahn von Sternenlicht über dem Nachthimmel, während die Erde sich dreht, sind inzwischen ein beliebtes Fotomotiv. Mit der Live Composite Funktion der Olympus OM-D E-M5 Mark II (aber auch E-M1 und E-M10) ist das noch einfacher. Ich habe einmal die Live Composite Aufnahme mit der „herkömmlichen“ Technik, also Einzelaufnahmen, verglichen.

Nach ausgiebigen Recherchen im Internet zum Thema „Wie fotografiere ich den Sternenhimmel?“ habe ich mir die letzte Nacht dann mit ersten Praxisübungen um die Ohren geschlagen.

Probieren geht ja über studieren, und so wurde mir so einiges klar, was ich beim bloßen Lesen noch nicht so klar fand.

Meine Ergebnisse sind noch nicht perfekt, zeigen aber die Richtung, in die es geht.

Startrails fotografieren – Sternenspuren im Bild festhalten

Worum es geht, möchte ich zuerst kurz erläutern.

Die grundsätzliche Idee oder: Was sind Startrails überhaupt?

Sternenspuren entstehen durch die Erdrotation, so dass sich die Position der Sterne am Himmel aus unserer Sicht über die Zeit verändert. Um die Bewegung in einem Foto zu sehen, würde man idealerweise, wie wenn man ein fahrendes Auto fotografiert, die Bewegung durch eine längere Belichtungszeit darstellen. Idealerweise über eine Zeit von 1, 2 oder sogar drei Stunden.

Dazu sollte es möglichst dunkel sein und die Umgebung weder durch städtische „Lichtverschmutzung“ noch durch die aufgehende Sonne beeinträchtigt werden, wie in meinem Beispiel.

startrails sternenspuren fotografieren

Langzeitbelichtung vs. Stacking (Fotomontage)

Der naheliegende Weg wäre eigentlich eine Langzeitbelichtung. Allerdings ist das in der Praxis dann doch nicht umsetzbar, weil bei einer langen Belichtung mit der Zeit ja alle Bildteile heller werden, auch das Schwarz des Himmels. Daher braucht es eine Methode, bei der die dunklen Bildbereiche dunkel bleiben und nur die hellen Bereiche, also die Sternenspuren, zusätzlich ins Bild aufgenommen werden. Das geht nur über Software.

Die Voraussetzung sind viele Einzelbilder, die in regelmäßigen Abständen über einen längeren Zeitraum aufgenommen werden. Dazu braucht man eine Kamera mit Timelapse-Funktion oder einen externen Timelapse-Controller, der die Kamerasteuerung übernimmt.

In den meisten aktuellen Digitalkameras ist die Funktion inzwischen integriert, so dass man nur die passenden Parameter einstellen muss und schon kann es losgehen. Am besten mit einem Testbild, um die Belichtung zu überprüfen. Meine Starteinstellungen waren ISO 400, Blende 5.6 und 30 Sekunden Belichtungszeit. Die Pause zwischen den Bildern betrug ebenfalls 30 Sekunden, damit die Kamera genug Zeit hatte, die Bilder im RAW-Format abzuspeichern. Das führt aber dazu, dass die Sternenspuren nicht ganz glatt werden. Das JPG-Format wäre daher in diesem Fall einmal besser, um Fotos ohne Pause machen zu können. Am Ende wollte ich eigentlich 120 Bilder haben. Doch leider hatte ich meine Rechnung ohne den nahenden Sonnenaufgang gemacht, so dass ich am Ende nur 43 Bilder verwenden konnte, bevor die Sterne verschwanden.

Beim sogenannten Stacking werden dann die vielen einzelnen Bilder übereinander gelegt und so miteinander verschmolzen, dass eben nur die hellen Bereiche im Bild erweitert werden. In Photoshop gibt es dazu den Überblendmodus „Aufhellen“. Aber um diese Einstellung nicht für jedes Bild händisch machen zu müssen und weil natürlich auch nicht jeder Photoshop zur Verfügung hat, gibt es eine kleine, clevere Software, die genau das macht und zudem noch kostenlos verfügbar ist (wobei der Entwickler sich über Spenden freut!).

Unter www.startrails.de kann man das Programm (für Windows) herunterladen. Es muss auf dem PC nur entpackt werden und funktioniert sogar ohne Installation.

Im Programm öffnet man einfach alle Bilder, die man gesammelt hat und klickt auf den Button „Startrails“. Dann wird das Bild zusammengefügt. Anschließend kann man es zur weiteren Bearbeitung als TIF abspeichern.

zusammenfügen der bilder mit startrails stacking software

 

Auf Sternenspuren mit der Olympus-OMD-E-M5 Mark II – Live Composite

Mit der Olympus OM-D E-M5 Mark II kann ich Sternenspuren auch direkt in der Kamera aufnehmen, indem ich die Live Composite Funktion verwende. Die ist nun einfach erklärt. Denn sie funktioniert genau wie ein Stacking Programm. Man stellt eine Belichtungszeit ein und startet die Aufnahme. Die Kamera fügt dann nach der ersten Referenz-Aufnahme nur noch die Pixel hinzu, die heller sind, als in der Referenz. Dunkle Stellen bleiben also unberührt.

In meinem Beispiel habe ich eine Belichtungszeit von 30 Sekunden eingestellt und die Aufnahme für 30 Minuten laufen lassen. Dann habe ich sie durch erneutes Drücken auf den Auslöser beendet. Als Ergebnis bekomme ich ein fertiges Bild, und das sogar als RAW-Datei, die ich in hoher Qualität weiter bearbeiten kann.

Die halbe Stunde war ein bisschen zu kurz. Aber um den Effekt zu erkennen, reichte es aus. Man sieht außerdem, dass das Zentrum der Bewegung links oben außerhalb des Bildes liegt. Schöner ist es, wenn das Zentrum im Bild zu sehen ist. Dazu weiter unten noch ein Tipp.

startrails mit live composite in der olympus kamera aufgenommen

Tipps und Kameraeinstellungen

Ich habe mit folgenden Einstellungen an der Olympus E-M5 Mark II fotografiert:

  • ISO 400
  • Belichtungszeit 30 Sekunden (sowohl bei Timelapse als auch bei Live Composite)
  • Blende 5.6 bis 8

Blende 8 habe ich zuletzt verwendet, als ich als Objektiv das Walimex / Samyang 7.5mm Fisheye auf der Kamera hatte. Die Schärfe bei diesem Objektiv ist bei offener Blende nicht so gut zu regeln und ich wollte auf Nummer sicher gehen.

Objektiv ist ein gutes Stichwort. Je weiter desto besser, scheint die Regel zu sein. Die erste Aufnahme habe ich mit dem Olympus 12-40 mm 2.8 PRO in der 12 mm Einstellung gemacht. Dadurch bekommt man aber nur einen recht kleinen Ausschnitt des Himmels ins Bild. Mit dem 7.5 mm Fisheye sah das gleich viel beeindruckender aus.

Live Composite Einstellungen

Den Live Composite Modus erreicht man, indem man am Rad für die Belichtungszeit so lange dreht (in Richtung der längeren Zeiten), bis die Funktion erscheint. Im Menü kann man dann die Belichtungszeit für die Funktion einstellen. In meinem Fall waren das, wie erwähnt, 30 Sekunden (nicht zu verwechseln mit 1/30stel Sekunde).

Durch zweimaliges Drücken des Auslösers startet die Aufnahme. Zuerst wird eine Referenzaufnahme gemacht, die die Kamera intern zum Vergleich der Helligkeit nutzt. Dann geht es richtig los und man kann die Veränderung live im Display sehen. Am Ende stoppt man die Aufnahme durch erneutes Drücken des Auslösers. Um dabei Erschütterungen an der Kamera zu vermeiden, wird oft empfohlen, einen Fernauslöser per Kabel oder Funk zu verwenden. Das habe ich hier aber nicht gemacht und auf entsprechendes Feingefühl geachtet.

Die Spuren zeigen dennoch einen leichten Versatz etwa nach 20 Minuten. Da muss ich wohl mal unglücklich an die Kamera gekommen sein. Also: Finger weg und ein gutes (schweres) Stativ benutzen!

Timelapse Einstellungen

Die Einzelaufnahmen habe ich mit Hilfe der eingebauten Timelapse-Funktion in der Kamera gemacht.

  • Bildanzahl: 120
  • Intervall: 30 Sekunden
  • Start nach: 1 Sekunde

Bei einer Belichtungszeit von ebenfalls 30 Sekunden wusste ich also, dass 120 Bilder 2 Stunden dauern, da die Kamera pro Minute ein Bild und 30 Sekunden Pause machen würde.

So konnte ich also beruhigt erstmal ins Bett gehen, um später wieder nach der Kamera zu sehen (und festzustellen, dass der Sonnenaufgang den Sternenspuren ein vorzeitiges Ende bereitet hatte).

Kamera-Ausrichtung

Um den Mittelpunkt, um den die Sterne kreisen, mit im Bild zu haben, ist es sinnvoll, die Kamera nach Norden auszurichten und den Polarstern zu suchen, der ziemlich genau in der Verlängerung der Rotationsachse der Erde liegt. Für die erste Orientierung habe ich einfach den Kompass in meinem Handy verwendet.

Was ich gelernt habe

…und beim nächsten Mal besser machen will.

  • auf dunkle Umgebung und ausreichend Zeit bis zum Sonnenaufgang achten
  • JPG fotografieren
  • den Polarstern anvisieren (nicht unbedingt mittig, aber im Bild sollte er sein)
  • länger laufen lassen und mehr Bilder machen (2 Stunden und 240 Bilder wären toll)