Einsteiger in die Hochzeitsfotografie fragen es sich und auch alte Hasen beschäftigt das Thema immer wieder: Was ist für Hochzeitsfotografen besser – Festbrennweite oder Zoom-Objektiv?
Ich verrate in diesem Artikel, wie ich es derzeit halte, wie ich angefangen habe und was meine persönliche Empfehlung zu dieser Frage ist.
Wenn du verschiedene Fotografen fragst, was denn für den Hochzeitsfotografen nun besser ist, Festbrennweite oder Zoom-Objektiv, bekommst du von jedem eine andere Antwort. Und in Foren kann die Diskussion schon auch mal die Form von Glaubenskriegen annehmen.
Ich beschreibe hier, wie ich es halte und welche Fragen ich mir stelle und gestellt habe, um zu entscheiden, was für mich die beste Wahl ist. Vielleicht kannst du daraus etwas Nützliches für dich selber ableiten.
Grundfragen: System und Arbeitsweise
Bevor ich mich für bestimmte Objektive entschieden habe, habe ich mich zunächst für ein Kamerasystem entschieden. Das waren früher Spiegelreflexkameras von Nikon. Heute arbeite bei Hochzeiten mit spiegellosen Systemkameras von Olympus und Panasonic. Auf das Warum gehe ich in diesem Artikel aber nicht in allen Einzelheiten ein. Nur soviel: Sie kommen meiner Arbeitsweise entgegen, sind leicht, schnell und unauffällig.
Die Frage nach dem Kamerasystem ist wichtig, weil sich dadurch die Menge der Objektive, die man zur Auswahl hat, schon mal ein bisschen eingrenzen lässt. Bei jedem Hersteller gibt es dann bestimmte Objektive, die besonders beliebt sind. Und das oft aus gutem Grund.
Dass meine Arbeitsweise die Entscheidung für das Kamerasystem beeinflusst hat, habe ich ja schon erwähnt. Mit der Objektivauswahl setzt sich das nun fort.
In der Hochzeitsfotografie ist das Attribut „schnell“ wohl eins, das auf die Arbeitsweise vieler Fotografen zutrifft. Bei mir bedeutet es zusätzlich, dass ich meine Objektive selten wechsele. Zum einen geht es hektisch zu, zum anderen bin ich oft am Strand und möchte keinen Sand in die Kamera bekommen.
Daher arbeite ich mit zwei Kameras mit unterschiedlichen Objektiven, die fast die ganze Zeit drauf bleiben.
Ausgehend von meiner Arbeitsweise entscheide ich, welche beiden Objektive die Hauptrollen übernehmen. Und inzwischen kann die Entscheidung für Festbrennweiten oder für Zoomobjektive fallen oder für eine Kombination aus beiden.
Wenn du noch am Anfang stehst und dich entscheiden musst, welches Objektiv du nun kaufen willst, ist das natürlich etwas schwieriger. Auf dem folgenden Bild siehst du, wie ich selber angefangen habe.
Ich selber habe also mit Vollformat und teuren (und sehr schweren) Zoom-Objektiven angefangen und bin damit auf „Nummer Sicher“ gegangen. Heute bin ich mehr ein Fan von Festbrennweiten. Sie bieten bessere Qualität, sind kleiner und leichter und sogar preiswerter. Was sie brauchen, ist mehr Mut und Erfahrung vom Fotografen.
Wann arbeite ich heute mit Zoom und wann mit Festbrennweite?
Vor jeder Hochzeit stelle ich mir folgende Fragen:
- Wie sind die Räumlichkeiten?
- Wie frei kann ich mich bewegen?
- Wieviele Personen (große vs. kleine Gesellschaft)?
- Kinder, Tiere oder geplante Action?
- Wie ist der Ablauf/Zeitplan? (Wo gibt es ggfs. Zeit zum Objektive wechseln?)
- Wieviel Ausrüstung habe ich bei mir/ in der Nähe?
Meine Hochzeiten finden, wie erwähnt öfter am Strand statt, manchmal begleite ich die Paare bei Touren über die Insel Rügen oder Hiddensee. Und nicht immer habe ich dadurch ein bequemes Basislager, in dem ich meine Ausrüstung ausbreiten kann wie bei Hochzeiten in Schlössern oder Gutshäusern hier in Mecklenburg-Vorpommern auf dem Festland.
Während ich also früher oft mit meinem großen Ausrüstungskoffer angereist bin (dazu gibt es noch eine Abbildung in meinem Buch), muss ich mich heute bei vielen naturnahen Hochzeiten auf das beschränken, was ich gut auf dem Rücken tragen oder sonstwie bei mir haben kann.
Meine aktuellen Favoriten sind klassische Reportagebrennweiten, die im Vollformat 35mm und 85mm Brennweite haben. Der Vorteil von Festbrennweiten generell für Hochzeiten liegt in der größeren Lichtstärke. Man kann also besser mit schlechteren Lichtverhältnissen umgehen und die größere Blendenöffnung außerdem für kreative Unschärfeeffekte nutzen, was sonst mit den spiegellosen Systemkameras wegen des kleineren Sensors auch nicht so einfach ist.
Im Falle meiner spiegellosen Systemkameras sind das diese:
- Olympus M.Zuiko Digital 17mm 1:1.8 Pancake Objektiv (Produktlink)
- Olympus M.Zuiko Digital 45 mm 1:1.8 Objektiv (Produktlink)
Ein Beispiel: Diese Hochzeit habe ich zu 100% mit diesen beiden Objektiven fotografiert. Von morgens bis in die Nacht.
Für Nikon gibt es da ebenfalls sehr schöne Objektive und sogar einen empfehlenswerten Dritthersteller, nämlich Sigma:
- Nikon AF-S Nikkor 35mm 1:1,8G ED Objektiv (Produktlink)
- Sigma 35 mm f/1,4 DG HSM-Objektiv Art-Serie (Produktlink)
- Nikon AF-S NIKKOR 85 mm 1:1,8G Objektiv (Produktlink)
- Nikon AF-S 85mm 1:1.4G Objektiv (Produktlink)
Ob es jeweils die Variante mit Blende 1.4 sein muss, ist wieder so eine Frage. Bei Vollformat-Kameras ist der Preissprung von 1.8 auf 1.4 ziemlich gewaltig. Die Art-Serie von Sigma liegt nun preislich dazwischen, ist aber immer noch recht „preisintensiv“. Aber auch das Gewicht der Objektive nimmt ganz erheblich zu, weshalb sich solche Objektive auch gerne in warmen Studios aufhalten, wo sie niemand lange tragen muss.
Zoom-Objektive verwende ich immer dann, wenn ich mich selbst nicht bewegen kann oder will und größere Entfernungen überbrücken müsste. Beispiele wären Trauungen in größeren Kirchen, wo ich nicht ständig über die freie Fläche zwischen Brautpaar und Bankreihen laufen möchte. Oder wenn ich viel Bewegung erwarte, wie bei Shootings mit Kindern der Paares oder der Gäste, Action am Strand oder ähnlichem.
Der „Vorteil“: Bei Zoom-Objektiven gibt es nicht viel Auswahl. Hier empfehlen sich für Hochzeiten nur die lichtstarken Varianten mit durchgehender Blende 2.8 oder mindestens 4. Seit neuestem gibt es auch von Olympus Zoomobjektive mit Blende 2.8 für professionelle Anwender.
Die üblichen Verdächtigen und sehr teuer sind traditionell (im Vollformat):
- Nikon AF-S Nikkor 24-70mm 1:2.8E ED VR Objektiv (Produktlink)
- Nikon AF-S Nikkor 70-200 mm, 1:2.8E FL ED VR Objektiv (Produktlink)
und bei Olympus für das Micro-Four-Thirds-System
- 12-40mm (genauer Olympus M.Zuiko Digital ED 12-40 mm 1:2.8 Top Pro Objektiv) und
- 40-150mm (Olympus M.Zuiko Digital ED 40-150mm 1:2.8 Pro Objektiv).
Dazu gibt es bei Nikon inzwischen einige Zoomobjektive, die preislich in der Mitte liegen und eine maximale Blendenöffnung zwischen 2.8 und 4 haben. Mir gefiel zum Beispiel das 24-120mm f4 von Nikon sehr gut. Darüber habe ich hier einen Artikel geschrieben.
Zoom-Objektive mit größeren Brennweitenbereichen und geringerer Lichtstärke würde ich für Hochzeiten nicht einsetzen.
Die Entscheidung zwischen Zoom und Festbrennweite hat darüber hinaus auch noch subtile aber erkennbare Auswirkungen auf den Bildstil.
Welche Kameraeinstellungen ich bei der Hochzeitsfotografie verwende und warum, habe ich übrigens in diesem Artikel erklärt.
Hallo Hendrik,
FOTOGRAFR hat auf Facebook zu deinem Artikel verlinkt, das Bild der OM-D hat dann etwas Spannung aufgebaut und ich habe auf den Link geklickt. Nach den ersten Zeilen habe ich dann das Bild von dir in Stralsund gesehen. Meine Gedanken waren dann: „Ehrlich? Ein Fotograf der mit OLYMPUS arbeitet und coole Bilder macht und einen informativen Blog betreibt, kommt aus dieser Region?“. Bisher habe ich in Stralsund eher Bekanntschaft mit spießigen Kindergartenfotografen gemacht, deshalb hat es mich total gefreut, dass ich auf deinen Blog gestoßen bin. Auch gleich für den Newsletter angemeldet. Du kommst doch bestimmt auch zur Fotoconvetion in Zingst, oder? Vielleicht sehen wir uns mal, sodass wir uns näher kennenlernen können …
Viele Grüße aus einem kleinen Kuhdorf vor Stralsund
Jonas 🙂
Hallo Jonas,
danke 🙂 Wobei ich ja nicht nur mit Olympus arbeite…
Und ja, ich will tatsächlich auch mal während des Festivals nach Zingst. Die Stimmung da finde ich toll. Mal sehen, was es dieses Jahr zu sehen gibt.
Einstweile Grüße zurück ins Kuhdorf,
Hendrik
Ob du nun ausschließlich oder nur teilweise mit Oly arbeitest spielt keine Rolle, du gehörst trotzdem zur „Familie“.
Doof ist nur, dass soooo viele Leute immer da sind, sodass man sich wirklich schlecht findet falls man sich sucht. Bist du irgendwie erkennbar oder so? Würd mich gerne mal ausführlicher mit dir über dit un dat unter halten 🙂 Mich erkennt man übrigens an einer OM-D Jacke, davon sind zwar nicht gerade wenig da, aber wenn du jemand siehst dort bisschen jünger ist, sprich ihn ruhig an – Bild von mir ist auf der „Über mich“ seit auf meinem Blog 🙂
Ja, dass Olympus mir mal so ne Jacke anbietet, darauf warte ich immer noch…
😀 wenn wir uns mal sehen, kann ich dir ja erzählen wie ich zu meiner Jacke gekommen bin
Hey, ich bin Ausnahmslos ein Hobbyfotograf, durfte auch schon zwei Hochzeiten festhalten, dafür leihe ich mir immer Objektive, nächsten Monat steht das erste mal eine Kirchliche auf dem Programm, daher wollte ich mir das Nikon AF-S 24-70mm f/2.8E ED VR und das Sigma 50mm f/1.4 DG HSM ART – NIKON holen, ich habe lediglich nur einen Body – Nikon D3200 und überlege mir den selben (da diesen auch zwei Kollegen haben), doppelt mitzunehmen, wäre ja denke ich mal nur von Vorteil oder. Was würdest du mir speziell an Tipps für die Kirche geben können, ich habe schon mal gelesen, blitzen und ein ständiges umher wuseln, ist nicht gern gesehen – würde mir denn das 2.8.er Lichtmäßig reichen?! Die Kirche selber möchte ich mir ca eine Woche vorher selber zu Gemüte führen und im Nachhinein d.h. 1-2 Tage später noch einzelne Hochzeitsbilder mit dem Brautpaar und deren Kindern in ruhe machen … an sich mach ich mir da auch null Sorgen, aber warum nicht mal Tipps von Profis holen.