Von der letzten Hochzeit kam ich mit knapp 2000 Fotos aus zwei Kameras nach Hause. Das Einlesen in Adobe Lightroom dauerte ewig und ich wusste, dass es Zeit war, an meinem Workflow etwas zu ändern.

Das Programm Photo Mechanic war hier und da schon einmal lobend erwähnt worden und nun flatterte mir aus einem Seminar, das ich kürzlich online besucht hatte, auch noch ein 10% Discount ins Haus. Nicht die Welt, aber doch auch ein Teil des kleinen Stupsers, den ich noch benötigte.

Was ist Photo Mechanic?

Wer Photo Mechanic noch gar nicht kennt: Es ist ein Bildbrowser, in dem man Fotos (auch im RAW-Format) sehr schnell am Bildschirm anzeigen und mit Sternen oder Farben zur späteren Bearbeitung markieren kann. Wo Lightroom noch die Vorschau aufbaut, hat man mit Photo Mechanic (kurz: PM) schon 10 Bilder durchgezappt. Und schon nach den ersten Tests kann ich sagen, dass das wirklich funktioniert.

Die Oberfläche des Programms ist im Vergleich zu Lightroom ein bisschen ähnlich aber viel simpler aufgebaut. Es hat auch viel weniger Funktionen und ist kein Ersatz für Lightroom. Aber die Funktionen, die es hat, sind sehr gut durchdacht und allesamt auf Geschwindigkeit getrimmt. Die meisten Fotojournalisten arbeiten mit PM, um Bilder auszuwählen, zu beschriften und dann auf schnellstem Wege in die Redaktionen zu schicken.

Für mich sind davon schon wieder nicht alle Funktionen wichtig. Ich konzentriere mich daher auf das, was ich in meiner täglichen Arbeit nach einer Hochzeit benötige und was für mich kaufentscheidend war.

Photo Mechanic steht künftig bei mir am Anfang des Workflows, wenn ich von einer Hochzeit oder einem größeren Fotoshooting komme. Das heisst, ich importiere damit Fotos von den Speicherkarten auf den Computer und sichte die Bilder damit. Den Import-Workflow beschreibe ich bei nächster Gelegenheit in einem separaten Artikel. Hier kommt erst einmal mein Auswahl-Workflow, der etwas anders ist, als in Lightroom, weil PM andere Funktionen bietet.

Mein neuer Auswahl-Workflow

Bilder durchsehen, vergleichen und markieren

Hier geht es nun richtig los und PM spielt seine Stärken aus. Es gibt, wie in Lightroom, die Möglichkeit, Bilder mit einem Farbcode und einem Ranking von 1 bis 5 Sternen zu bewerten.

Um wirklich schnell zu sein, ist, ebenfalls wie in Lightroom, in erster Linie eine disziplinierte Vorgehensweise nötig. Dieser sollte man konsequent folgen und sich nicht vom Wege abbringen lassen.

 

Ich fange nun einfach beim ersten Bild an und öffne die Vorschau (STRG+R). In diesem Fenster arbeite ich mich nun durch alle Bilder. Jedes Bild, dass ich weiter bearbeiten möchte, bekommt einen Stern. Bilder, die ich hart löschen möchte, weil sie unscharf oder sonstwie total unbrauchbar sind, lösche ich direkt über die ENTF-Taste. Diese möchte ich von der Festplatte löschen, bevor ich das Verzeichnis später in Lightroom importiere. Das verhindert unnötigen Ballast.

Top Bilder, die mich spontan erfreuen, bekommen gleich zwei Sterne.

Zu den wichtigsten Befehlen lerne ich möglich die Tastatur-Shortcuts, so dass ich das Programm weitgehend vollständig per Tastatur bedienen kann. Und dann: Augen auf und durch.

Bei Bildserien des gleichen Motivs gibt es eine Besonderheit. Hier weicht der empfohlene Workflow von dem in Lightroom ab.

photomechanic_vergleichsansicht

Wenn ich unten im Filmstreifen sehe, dass mehrere ähnliche Bilder kommen, aktiviere ich mit dem ersten Bild die Vergleichsansicht, die es horizontal (Taste H) oder vertikal (Taste V) gibt. Das erste Bild bleibt dabei links bzw. oben stehen, während die weiteren Bilder im Vergleichsfenster weiter durchlaufen, wenn man zum nächsten Bild wechselt. Gefällt mir das neue Bild besser als das vorher ausgesuchte, drücke ich die Taste „G“, um die beiden Bilder zu vertauschen. Das neue Bild ist nun meine Vergleichsreferenz. Am Ende befindet sich dort das beste Bild der Serie und bekommt einen Stern. Alle anderen fliegen raus.

Tipp zur Konfiguration

Standardmässig sind die Tastenbefehle für die Vergabe von Sternen und Farbmarkierungen mit ALT+1 bis 5 und STRG+1 bis 5 vorgegeben. In den Grundeinstellungen kann man aber für eine von beiden Funktionen auch die reinen Zahlentasten von 1 bis 5 zuweisen. Wenn man das mit der Sternenvergabe macht, funktioniert es also genauso wie in Lightroom.

Ergebnis

Die Programmoberfläche von Photo Mechanic kommt ohne großen Schnickschnack aus und das Programm ist einfach von vorne bis hinten auf Geschwindigkeit getrimmt. Das zahlt sich aus.

Bei mir führte die oben beschriebene Arbeitsweise dazu, dass ich schon im ersten Arbeitsgang mit PM eine Hochzeit mit knapp 2000 Bilder in etwa einer Stunde durchsortieren konnte. In Lightroom brauchte ich bisher bei solcher Bilderzahl etwa 4 Stunden. Die Zeit nicht mitgerechnet, die Lightroom alleine damit verbrachte, die Bilder zu importieren und Vorschauen zu rendern. Die Tatsache, dass man in Photo Mechanic so schnell zwischen den Bildern vor und zurück blättern kann, macht unglaublich viel aus. Nach ein paar Jahren nur in Lightroom konnte ich mir das gar nicht vorstellen.

Im neuen Workflow fehlte mir zwar manchmal die Möglichkeit, gleich mehrere Bilder zum Vergleichen nebeneinander zu legen. Aber die Geschwindigkeit des Programms machte das mehr als wett.

Ausprobieren kann man das Programm 30 Tage lang kostenlos. Hier geht es zur Downloadseite. Es gibt Versionen für Windows und Mac OS. Die Vollversion kostet 150 US-Dollar (ca. 115,- EUR).