Seit kurzem fotografiere ich mit einer Nikon D7100 und habe sie gleich bei einer Hochzeit auf Rügen zum Einsatz gebracht.
Mit den Ergebnissen bin ich im großen und ganzen sehr zufrieden. An einigen Stellen muss ich noch dazu lernen. Hier eine kurze Zusammenfassung meines Eindrucks.
Vorab vielleicht ein paar Worte dazu, was ich mir von der Kamera beim Kauf erhoffte. Eine meiner neuen Leidenschaften seit dem letzten Jahr ist es, Fotografie und Videografie zu kombinieren. In mein Fotografenportfolio schleichen sich immer mehr Videoslideshows ein, in denen sich einige „Fotos“ auch bewegen. Es sind also keine Filme im eigentlichen Sinne, die ich da mache, sondern Filmzusammenschnitte von Fotos und kleinen Videosequenzen. Das macht mir großen Spaß und kommt auch bei meinen Kunden sehr gut an. Also brauchte ich eine Kamera, die auch Video in guter Qualität aufzeichnen kann. Da ich meistens alleine arbeite, musste es EINE Kamera für Foto UND Film sein. Zeit zum Wechseln habe ich gerade bei Hochzeiten nicht.
In der Produktpalette von Nikon kommen dafür derzeit nur einige Modelle in Frage:
- Nikon D4 (viel zu teuer und mir inzwischen auch viel zu schwer im Alltag)
- Nikon D800 (super Qualität, ich hatte sie ja letztes Jahr im Test, aber 36 Megapixel sind für einen Reportagefotografen wie mich einfach zuviele Daten. Und man kann leider keine „kleinen“ RAW-Bilder machen.)
- Nikon D600 (gaaanz tolle Kamera, Vollformat und angenehme Gehäusegröße, aber …)
- Ich wollte am Ende die Nikon D7100 (denn die hat einen Sensor Chip ohne Tiefpassfilter, wie die D800E auch)
Mich reizte die Kombination aus kleinem Kamerabody (was sich später relativierte, wie ich noch beschreibe) und 24 Megapixel ohne Tiefpassfilter (toll für Landschaften, die fotografiere ich ja inzwischen auch) und guter Videofähigkeit und DX-Format. Ja, ich wollte tatsächlich absichtlich eine DX-Format-Kamera.
Nun zur Praxis und dem Abgleich meiner Erwartungen mit dem, was wirklich passierte.
Erwartung 1:
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Eine relativ kompakte digitale Spiegelreflexkamera mit den Fähigkeiten einer eierlegenden Wollmilchsau.
Direkt nach dem Kauf probierte ich meine lichtstarken Zoomobjektive an der Kamera aus und stellte fest, dass es allein durch die Objektive mit der „Kompaktheit“ schon vorbei war. Mit einem Nikon 70-200 mm f2.8 oder dem Nikon 24-120 mm f4, das ich bei Hochzeiten inzwischen fast ständig verwende, wurde die Kamera so objektivlastig, dass ich sie ohne zusätzlichen Batteriegriff nicht mehr gut händeln konnte.
Also bestellte ich einen MB-D15 nach. Im Ergebnis ist die Kamera nun fast so groß und schwer, wie meine frühere D3. Aber wenigstens kann ich den Griff abschrauben und zuhause lassen, wenn ich wirklich nur mal ein bisschen knipsen will.
Erwartung 2:
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Tolle, detailreiche Bilder, in hoher Auflösung. Und die Auflösung ist auch noch wählbar.
Das war in der Praxis einfach zu erkennen: Die 24 Megapixel sind ein Traum. Und die Kamera liefert (neben der D800E) die besten JPGs direkt „out of Cam“, die ich bisher gesehen habe. Und obwohl ich oft im RAW-Format fotografiere, ist die gute JPG-Qualität im Alltag extrem nützlich. Denn hier lässt sich die Bildgröße einstellen und z.B. auf, häufig ausreichende, 15 Megapixel reduzieren. Das finde ich sehr praktisch.
Ein weiteres wirklich cooles Feature ist der 1.3-fache Zusatzcropfaktor (so nenne ich das jetzt mal). Man kann diesen Bildausschnitt auch für RAW-Formate einstellen. Die Kamera nutzt dann für das Foto nur den mittleren Bereich des Sensors, was entsprechend den Bildausschnitt enger macht und die Bilddateien auch bei RAW kleiner. Für Weitwinkelaufnahmen ist diese Einstellung logischerweise weniger geeignet. Insgesamt kommt man so auf einen Cropfaktor von 2 gegenüber Vollformat. Aus meinem 24-120 mm Objektiv wird dadurch also ein 48-240 mm Telezoom. Und aus dem 70-200 mm wird – eine echte „Sportskanone“ 🙂
Erwartung 3:
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Quasi „nebenbei“ gefilmte Videos in hoher Qualität
Tja, hier bin ich bei meinen ersten Versuchen auf die Nase gefallen. Ich war vom problemlosen Filmen mit meiner Olympus etwas verwöhnt. Der Haken ist ein anscheinend typischer für das DSLR-Filmen: Die Schärfe. Ich habe extra einen DX-Sensor haben wollen, weil der einen größeren Schärfentiefenbereich hat als ein FX-Sensor. Idee gut, aber die Schärfe vernünftig einzustellen, ist mir ad-hoc (und unter dem Druck einer echten Hochzeit) nicht gelungen. Ich habe schon die Belichtung dem „Panikmodus“ P der Kamera überlassen. Aber meine ersten Clips waren alle unscharf.
Hier muss ich noch mit den verschiedenen Fokus-Modi üben und am Ende wahrscheinlich feststellen, dass nach wie vor das manuelle Fokussieren bei Video die einzig wahre Methode ist. Und die will gelernt sein.
Auch eine wichtige Lernerfahrung: Video zieht Akkuleistung in ungekanntem Ausmaß. Wer gerne längere Sequenzen filmt, sollte einen Wagen voller Akkus dabei haben.
Erwartung 4:
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den perfekten Brennweitenbereich für Hochzeiten mit einem Objektiv, dem Nikon 24-120 mm f4
Seit dem letzten Jahr ist das Nikon 24-120 mm f4 (AmazonLink) mein „Brot und Butter“-Objektiv für die meisten Hochzeiten. Zusätzlich hatte ich oft noch einen zweiten Body mit dem 70-200 mm Objektiv dabei, um Porträts mit mehr Abstand aufnehmen zu können. Dafür war gerade der Brennweitenbereich zwischen 100 und 200 mm interessant. Das Gewicht beider Kameras mit Objektiv war aber kaum den ganzen Tag auszuhalten.
Durch das DX-Format ergibt sich aus 24-120 mm umgerechnet ein Brennweitenbereich von 36 – 180 mm und der ist ideal.
Den Weitwinkelbereich zwischen 24 und 35 mm mochte ich für Personenfotos generell nicht. Ich nutze Weitwinkel nur, um Raumansichten zu fotografieren.
Das tue ich immer noch mit einem zweiten Body. Allerdings ist das nun eine Olympus E-M5 OM-D mit einer 12 mm Festbrennweite (ergibt umgerechnet 24 mm bei Vollformat). Und diese Kombination ist vergleichsweise schwerelos.
Fazit:
Die Nikon D7100 ist eine tolle Kamera.
Für den professionellen Einsatz sollte man den Batteriegriff und mehrere Akkus dazu kaufen, weil die Akkukapazität kleiner ist als bei den Profimodellen, die den EN-EL 4 bzw. EN-EL 18 Akku verwenden.
Es sind häufig solche „Kleinigkeiten“, die eine Kamera zunächst günstiger erscheinen lassen, bevor man merkt, was ein Profimodell alles schon mitbringt. Das Ladegerät der D3 konnte z.B. gleich zwei Akkus aufnehmen und nacheinander laden. Jetzt muss ich entweder noch ein Ladegerät dazukaufen oder nachts aufstehen und den Akku im Ladegerät wechseln, wenn am nächsten Tag wieder ein Einsatz ansteht.
Meine Ausrüstungsempfehlungen für Hochzeitsfotografen (oder andere Eventfotografen):
- Nikon D7100 Gehäuse (AmazonLink)
- Batteriegriff MB-D15 (AmazonLink)
- Nikon 24-120 mm f4 (AmazonLink) – super Allround-Objektiv, der Bildstabilisator hilft auch beim Filmen aus der Hand.
Und hier nun einige Hochzeitsfotos, die ich mit der Nikon D7100 gemacht habe. Ich danke an dieser Stelle dem wunderbaren Hochzeitspaar für den schönen Tag und die Erlaubnis, die Fotos in diesem Artikel zu zeigen.
Hallo…
Netter Bericht zur D7100 und Hochzeit. Auch ich habe eine Hochzeit damit gut fotografieren können und bin und war von der Kamera begeistert. Dennoch frage ich mich da ich nun mehr soetwas professionell anbieten wollte, ob den nicht Hochzeitgäste- Kunden es evt. lächerlich finden, wenn Onkel Fritz genau diese Nikon D7100 erst letzte Woche auch im Mediamarkt gekauft hat und der teuere Profie nun mit nur der gleichen billigen statt z.B. einer D3s oder D4 daherkommt? Klar hat er Lichtstarke Objektive, meist nein, hat er den Blick und Talent für emotionale Fotos…….ja-nein… Viele denken halt teure Kameras machen gute Bilder und nur der Profi Fotograf kann sowas bedienen. Also wie sieht es Deiner Erfahrung damit aus?
Kann man beruhigt mit ner D7100 kommen, oder ist es doch ein muss mit so etwas wie D3 zu präsentieren die ein Laie sich halt doch nicht kauft?????? thx Wolfgang
Hallo Wolfgang,
zum dem Thema fallen mir so viele Dinge ein, dass ich darüber einen eigenen Blogpost machen könnte und vielleicht auch tue.
Aber konkret auf deine Frage bezogen: Die D7100 wird von sehr vielen professionellen Hochzeits-Fotografen eingesetzt. Und man kann damit definitiv sehr gute Fotos machen.
Zwei Hinweise von mir bzw. eine Frage und ein Hinweis:
1. Wie stehst du selber zu deinen Bildern, die du damit machst? Hast du das Gefühl, einem Brautpaar damit wirklich schöne Hochzeitserinnerungen schenken zu können? Oder hättest du nicht lieber eine D4s dafür? Davon hängt ab, wie du mit deiner Kamera auftrittst. Man stellt dich dann in Frage, wenn du es selber auch tust.
2. Meine Erfahrung mit Onkel Fritz, der eine sehr gute Kamera hat, ist die: Er ist stolz, wenn er sieht, dass ein Profi mit der gleichen Kamera arbeitet. Er freut sich, wenn ich mich mit ihm unterhalte, vielleicht ein bisschen fachsimple und ihm bestätige, dass er da wirklich ein tolles Stück Technik gekauft hat. Und ich gönne ihm das von Herzen.
Wenn seine Kamera teurer war als meine, dann stellt er nicht mich in Frage, sondern er wird manchmal selber unsicher. Deshalb kann es sein, dass er kritische Fragen stellt, weil er nicht weiss, ob er das viele Geld nicht vielleicht in den Sand gesetzt hat, weil ich mit günstigeren oder kleineren Kameras arbeite. Dann erkläre ich das mit meiner Arbeitsweise, die genau auf meine Kameras (teilweise kleine Systemkameras) ausgelegt ist. Und dass seine Kamera ganz toll ist, ich die vielleicht auch gerne hätte und sicher bin, dass er damit fantastische Bilder macht.
Genau so sehe ich das Thema auch.
Ich wollte mir nur mal eine 2 te Meinung dazu holen von einem der das schon lange professionell betreibt, quasi als Bestätigung. Und selbst verständlich stehe ich zu meinen Bildern. Über 250 Gäste haben um meine Bilder fast schon gebettelt online Zugriff auf das Album (Passw.- g.-schützt) zu bekommen und habe nur lobende Worte bekommen, absolut null Kritik! Was mich ja gerade ermutigte die D7100 dafür künftig weiter ein zusetzten, auch wenn ich sehe eine D3s macht ISO 12800 noch in Top quali und schein auch ein Tick schärfer zu sein…. das wäre evt. der ein zigste Reiz für ein Body dieser Art und natürlich die Serienbilder für Sport, sonst nichts. Doch dann gibts ja auch noch Lightroom , Photoshop und co. um vieles …vieles noch mehr rauszuholen, dass da eigentlich kein Unterschied mehr zumindest für Laien sichtbar ist. Meine Erfahrung..! Kann die D7100 echt auch nur empfehlen . Besonders die ISO, der Autofokus, die Serienbildern Geschwindigkeit und der autom. Weißabgleich scheint ebenfalls sehr sehr gut zu sein. Hatte mit einem Sigma 70-200mm f2.8 HSM II (ohne Stabi) fast keinen Ausschuss an Schärfe. Fast alle Bilder wurden schnell & scharf getroffen, davon war ich echt selbst überrascht. Viele Grüsse aus New York….
Dann würde ich sagen: Weiter viel Spaß und Erfolg mit dieser schönen Kamera!
Hallo Hendrik,
Eine tolle Webseite hast Du und ich finde es generell klasse, wenn Menschen Ihr Wissen teilen. Ich habe ebenfalls eine D7100 und eine D600. Ich möchte mir speziell für Hochzeiten ein Zoom für die D600 zulegen und überlege letztlich ob das 24-120mm mit seiner Blende von 4 insgesamt bei schlechten Lichtverhältnissen z.B. In der Kirche ausreichend ist. Das 24-70 2.8 ist noch eine Option für mich, ist aber von der Brennweite nach oben etwas eingeschränkt. Zudem ist es ja schon etwas in die Jahre gekommen und besitzt keinen Stabi.
Ich würde mich über eine. Tipp freuen. Ach ja… Ich fotografiere auch sehr gerne Portraits. Wäre dafür das 24-120 ebenfalls geeignet?
Viele Grüße Werner
Hallo Werner,
danke für die Blumen 🙂
Mit dem 24-120 kannst du fast nichts falsch machen.
Ich habe deine Frage aber trotzdem zum Anlass für einen längeren Artikel genommen, der heute noch erscheinen wird. Bleib also dran!
Viele Grüße
Hendrik
Hallo Hendrik,
ich hatte bei meiner letzten Hochzeit das Nikkor 50mm F/1.4 G auf der Nikon D7100 drauf.
Das werde ich in Zukunft weiter nehmen. Im Moment spare ich auf eine Nikon D750. Mit dem Sigma 70-200mm F/2.8 möchte ich eigentlich nicht auf einer Hochzeit fotografieren. Dat Dingen ist ganz schön schwer. Jetzt bin ich am überlegen ob ich mir von Nikon das 24-120mm F/4 ED VR G, Nikkor 28-300mm F/3.5-5.6 ED VR oder von Tamron das 28-300mm F/3.5-6.3 Di VC PZD holen soll. Wie wichtig sind jetzt Makro Aufnahmen bei der Hochzeit ? In der Kirche habe ich keine Zeit die Objektive zu wechseln. Oder erstelle ich nur normale Bilder der Trauringe ?
Danke für deinen Beitrag.
Liebe Grüße
Alex
Hallo Alex,
tja, das ist immer eine Frage der persönlichen Strategie und Vorlieben.
Ich selber habe ja auch mit dem 24-120mm f/4 fotografiert und finde das sehr gut. Dazu findest du auch einen Artikel hier im Blog.
Die „Superzooms“ haben sich bei mir nicht so bewährt. Die sind meiner Meinung nach in kritischen Situationen bei Hochzeiten zu lichtschwach.
Am besten probierst du sie mal aus und schaust dir anschließend die Bilder sehr genau auf deinem Monitor an.
Viel Erfolg,
Grüße
Hendrik